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Nohlab im Interview

Nohlab im Interview

Am 28. Januar 2023 eröffnet mit Phoenix des Lumières in Dortmund das erste Zentrum für immersive Kunst des französischen Kulturunternehmens Culturespaces in Deutschland. Neben den Werken von Gustav Klimt und Friedensreich Hundertwasser aus einem Jahrhundert Wiener Malerei wird mit der Ausstellung „Journey“ auch zeitgenössische Kunst gezeigt.

 

Produziert wird dieses immersive Projekt vom Kreativstudio Nohlab aus Istanbul (Türkei). Nohlab arbeitet seit dem Jahr 2019 in regelmäßigen Abständen mit Culturespaces zusammen und ist mit der digitalen Ausstellung „Journey“ nun zum ersten Mal auch in Deutschland zu sehen. Der Kartenverkauf findet über die Website von Phoenix des Lumières statt. 

 

Deniz Kader und Candas Sisman, die Gründer von Nohlab und Schöpfer von „Journey“, im Interview:

 

Was steckt hinter der Ausstellung „Journey“?

DENIZ KADER: Bei der Ausstellung handelt es sich um die digitale Darstellung eines Naturphänomens: Wir simulieren, wie ein Photon - die kleinste Einheit des Lichts - zu Formen und Objekten wird, die vom menschlichen Gehirn wahrnehmbar sind - von dem Moment an, in dem sie sich dem Auge nähern, bis zum Gehirn. Daher auch der Titel „Journey“, also „Reise“. Es ist ein wissenschaftliches Phänomen, das wir digital aufbereitet und für alle zugänglich gemacht haben. Eine Eigenschaft übrigens, die „Journey“ mit vielen anderen unserer Projekte gemeinsam hat. Wir sind einfach fasziniert von der Wissenschaft und von Naturphänomenen.

Sie haben für die Vorbereitung das menschliche Auge regelrecht studiert.

CANDAS SISMAN: Das kann man so sagen. Wir haben uns mit Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen getroffen und uns jede Schicht des menschlichen Auges erklären lassen. Zusätzlich mussten wir auch den Mechanismus verstehen, wie ein Photon auf dem Weg ins Auge transformiert wird. In der Darstellung von der „Journey“ stellt jetzt jede Szene eine Schicht des Auges dar. Insgesamt führen wir das Publikum durch den Raum Iris - Linse - Sehnerven - Gehirn: Unsere Reise beginnt mit der Entstehung von Photonen im leeren Raum, die farbigen Photonen nähern sich dem Auge, und wir befinden uns in der Kapillarstruktur der Iris, der ersten Schicht des Auges. Die nächste Station für die Lichtteilchen ist die Linse, die eine kristallinere Form hat. Wir befinden uns jetzt in einer refraktiven und fraktalisierten Umgebung. Mit zunehmendem Tempo bewegen wir uns auf eine Struktur aus vielen Kapillaren, auch Sehnerven genannt, zu, die allmählich dünner werden und schließlich Lichtpartikel zu Neuronen übertragen. Die Photonen sind jetzt Signale, die von ihren Neuronenführern an das Gehirn übermittelt werden. Wenn sie den sensorischen Mechanismus im Gehirn erreichen, beginnt Licht schließlich, eindeutige Formen und Bilder zu erzeugen, die wahrgenommen werden können.

Die Reise eines Photons klingt erst einmal abstrakt. Wie erreichen Sie das Publikum?

DENIZ KADER: Durch riesengroße Projektionen, gepaart mit der passenden Musik und dem Raumgefühl einer historischen Industriehalle - das ist ein beeindruckendes Erlebnis. In der immersiven Ausstellung von Phoenix des Lumières machen die Besucher die Erfahrung, ein Photon zu sein. Sie erleben die ganze Reise so, als wären sie Photonen - bis zum Finale der Ausstellung, in dem sie die expliziten Formen und Bilder erleben, in welche sich die Photonen verwandeln. Denn wir möchten die Menschen in die Lage versetzen, einen Perspektivwechsel zu vollziehen: Wie fühlt es sich an, ein Photon, ein Lichtpartikel, zu sein, das ins Innere des menschlichen Auges reist?

Perspektivwechsel ist das Stichwort. Warum ist Ihnen das so wichtig?

CANDAS SISMAN: Wir möchten eine Erfahrung vermitteln, die jeder Mensch verstehen kann, unabhängig von Land oder Sprache. Wir möchten ein für alle Menschen gemeinsames emotionales Erlebnis schaffen. Uns geht es um die sinnliche Erfahrung, die wir schenken möchten. Um sich mit allen Sinnen auf etwas einzulassen, sind Neugierde und Offenheit Voraussetzung. Und aus unserer Sicht kann Offenheit nur entstehen, wenn auch ein Wechsel der Perspektive möglich ist. Wer sich in die Natur einfühlt, kann auch sein Verhalten ihr gegenüber ändern.

Wie sind Sie zu der Zusammenarbeit mit Phoenix des Lumières gekommen?

DENIZ KADER: Das französische Kulturunternehmen Culturespaces hat im Jahr 2018 ein Festival für digitale Kunst in Paris ausgerichtet. Zusammen mit vielen anderen Künstlerinnen und Künstlern aus Europa haben wir unsere Kunst gezeigt - und wurden vom Publikum anschließend als Favoriten gekürt.

CANDAS SISMAN: Das hat uns damals total überrascht, weil unsere Kunst viel abstrakter war als die der anderen. Wir glauben, dass wir den Preis erhalten haben, da wir den gesamten Raum als Element unserer Arbeit verwendet haben, wir haben die Umgebung in das gesamte Design integriert und so versucht, das Publikum Teil der Geschichte werden zu lassen. Aber immerhin ist Culturespaces so auf uns aufmerksam geworden. Seitdem arbeiten wir zusammen und zeigen unsere Kunst in den digitalen Zentren wie Phoenix des Lumières in Dortmund.

 

(Foto: Phoenix des Lumières/Vincent Pinson)

 

www.phoenix-lumieres.com

 

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