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Corona: Neue Degefest-TrendAnalyse veröffentlicht

Corona: Neue Degefest-TrendAnalyse veröffentlicht

Die Covid-19-Pandemie hat das gesamte Leben weltweit auf den Kopf gestellt. Eine der besonders betroffenen Branchen ist die Veranstaltungswirtschaft. Zu den Auswirkungen der Pandemie hat der Degefest Verband der Kongress- und Seminarwirtschaft e.V. eine aktuelle Studie initiiert und Mitglieder aus den eigenen Reihen, die Veranstaltungshäuser leiten, befragt. Erstellt wurde die Studie „Degefest-TrendAnalyse - Restart 2020/21: Via Best Practice aus der Krise“ durch Prof. Dr. Jerzy Jaworski von der Fakultät für International Business an der Hochschule Heilbronn.

 

Die im Degefest-Verband organisierten Tagungsstätten - Kongress- und Veranstaltungszentren, Bildungszentren sowie Häuser der Tagungshotellerie - stellen rund 85 Prozent der Mitglieder. Deren Umgang mit bzw. Erfahrungen aus der Pandemie sowie die Einschätzungen zur Zukunft stehen im Fokus der Studie. Ganz oben rangiert hierbei die Frage, wie Kunden für die Präsenzveranstaltung vor Ort gewonnen werden können, wenn im Zuge der Pandemie reine Online-Veranstaltungen das originäre Kerngeschäft der Veranstaltungshäuser bedrohen.

 

Rund zwei Drittel der Befragten (66,7%) sehen Möglichkeiten besonders im Bereich neuer Veranstaltungsformate und hierbei vor allem bei partizipativen Formaten und Hybridveranstaltungen gegeben. Rund ein Drittel (33,9%) setzen auf verstärkte Akquisitionsbemühungen. Bei einem Viertel (25,9%) dominiert der Optimismus, dass Präsenzveranstaltungen „schon bald“ wieder zunehmen werden - sei es aus sozialen Gründen oder dass geschlossene Veranstaltungen hinzukämen.

 

Eine große Mehrheit der Antworten (38 von 54) geht davon aus, dass das Veranstaltungsangebot in Zukunft differenzierter gestaltet werden muss. Differenzierungsmerkmale seien etwa das wirtschaftliche Potential von Kunden, Hygienekonzepte oder auch die stärkere Konzentrierung auf lokale Firmen und Verbände. Als Dienstleistungen würden die technische Übertragung in mehrere Räume (Streaming) sowie Reinigungs- und Sicherheitsdienste die größte Zunahme erfahren. Jeder Dritte merkt allerdings an, dass die Kunden für erhöhten Hygieneaufwand keine höheren Rechnungen bezahlen wollten.

 

Auch im Bereich der Gastronomie entstünden große Herausforderungen, da gastronomische Erlöse einen wichtigen wirtschaftlichen Beitragsfaktor im Veranstaltungshaus darstellen. Portioniertes Essen, mehr Platzbedarf/Abstand und weniger Exklusivität werden als mögliche nachhaltige Veränderungen genannt. Außerdem das Aus für große Bankettveranstaltungen; Buffets und Selbstbedienung werden in Frage gestellt. Schrumpfen werde demzufolge auch die Nachfrage nach Rahmen- und Begleitprogrammen, Teambuilding- und Incentive-Angeboten sowie Barbetrieb.

 

Dennoch lebt die Branche von persönlichen Treffen auf Präsenzveranstaltungen, auf die der Betrieb von Tagungs- und Veranstaltungsstätten wirtschaftlich ausgerichtet ist. Als Alternative bieten sich hybride Tools an. Wie wird die Veranstaltungswirtschaft künftig damit umgehen? Die Befragten der Degefest-Studie haben etliche positive, aber auch negative Auswirkungen aufgrund der vermehrten Anzahl der hybriden Veranstaltungen erkannt. Positiv etwa seien: Die Erweiterung der Teilnehmerkreise über die Raum- bzw. Bestuhlungskapazitäten hinaus; die Generierung weiterer Umsätze durch das Anbieten von zusätzlichen IT-Leistungen; eine schnellere Amortisierung von Investitionen in die Kommunikationstechnik; die Intensivierung der (Stamm-)Kundenkontakte. Veranstaltungen, die unter Umständen abgesagt werden müssen, könnten - zumindest online - stattfinden, mit dadurch niedrigeren Personal- und Reinigungskosten. Außerdem ließen sich bestimmte Formate, wie zum Beispiel Hauptversammlungen, nach aktuellem Recht weiterhin hybrid realisieren. Auch die Raumbelegung gestalte sich in der Terminierung nun flexibler.

 

Dem stehen Umsatzverluste im Vermietgeschäft durch geringere Teilnehmerzahlen mit parallelem Rückgang der Einnahmen im F&B-Bereich gegenüber. Umgekehrt erhöhe sich der finanzielle und technische Aufwand erheblich, da neue Prozessabläufe erst gelernt werden müssten (etwa durch Mitarbeiterschulungen) und hohe Investitions- und Betreuungskosten in der IT-Technik entstünden. Aus dem besonderen Risiko des Technikversagens entstehe unter Umständen eine Abhängigkeit von externen Dienstleistern. Betriebswirtschaftliche Anspannung ergebe sich bei hybriden Veranstaltungen auch durch zusätzliche Kosten, die auf Seiten der Häuser notwendig, gegenüber den Kunden aber schwer zu verkaufen seien. Bei einer Verdrängung der Präsenzveranstaltung drohten der Verlust der persönlichen Kundenkontakte (Face to face) und von Arbeitsplätzen sowie im schlechtesten Fall die Existenzberechtigung des Veranstaltungshauses. Die Gefahr, dass hybride Veranstaltungen künftig von rein digitalen Formaten verdrängt werden, beantworten die Befragten mit leichter Tendenz, dass dies nicht der Fall sein werde; 18,37 Prozent glauben an eine Renaissance der physischen Begegnungen.

 

Nur 16,3% der befragten Betreiber der Veranstaltungshäuser gaben an, dass ihre rein digitalen Veranstaltungen profitabel seien. Dennoch sehen viele die Notwendigkeit, dass ihr Haus in den Bereichen Technik, Internet-Übertragungsgeschwindigkeit und Fachwissen des Personals „aufrüsten“ muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Kunden werden im Hinblick auf den Hybrid-Tool-Einsatz oft noch als unerfahren angesehen, was einen intensiven Beratungs- und Betreuungsaufwand erfordere (48,1% der Antworten). Knapp 80 Prozent der Befragten melden einen starken Rückgang der Buchungen im 4. Quartal 2020 gegenüber dem Vergleichsquartal in 2019.

 

Dennoch habe sich die Situation insgesamt noch nicht signifikant negativ auf die Personalpolitik ausgewirkt. Zu den erwarteten Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Destination, in der sich das Veranstaltungshaus befindet, wird einhellig ein Rückgang der „Business Traveller“ und damit der Nachfrage nach Gastronomie und Catering erwartet. Die Attraktivität der jeweiligen Destination bleibe jedoch davon unberührt, da die Pandemie von den Standorten nicht selbst verschuldet wurde.

 

Die Daten zur Studie wurden im Rahmen einer Online-Befragung im Zeitraum von Mitte Juli bis Mitte August 2020 erhoben. Befragt wurden Geschäftsführer oder Personen, die in leitenden Funktionen in deutschen Veranstaltungshäusern tätig sind und zugleich auch Mitglieder des Degefest sind. Prof. Dr. Jerzy Jaworski, der die Studie erstellt hat, ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Degefest und vertritt seit 1990 an der Hochschule Heilbronn die Bereiche MICE-Industrie und den damit verbundenen Geschäftstourismus in Forschung und Lehre.

 

www.degefest.de

 

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